Geschichtlicher Streifzug zum Jagdgedanken

Von jeher schon ist die Geschichte der Jagd eng mit der Entwicklungsgeschichte der Menschen verbunden. Somit hatte sie starken Einfluss auf viele kulturelle Bereiche. Von ihrem Beginn bis ins siebte Jahrhundert hinein konnte jeder zu jederzeit an jedem Ort mit jedem beliebigen Mittel jegliches Wild bejagen. Mit zunehmender Domestizierung der Tiere veränderte sich auch das Jagdwesen. So entwickelte sich natürlich, wie auch in anderen Zünften, eine eigene Sprache, die Waidmannssprache. Sie wurde zu einer eigenen Fachsprache. Diese Jägersprache greift metaphorisch die Reaktionen der Tiere und die Körperteile des Wildes auf. Z.B. „sich einen Bären aufbinden lassen oder jemandem etwas abluchsen, sich heranpirschen, etwas ins Visier nehmen“ u.v.m. In kraftvollenstarken Bildern beschreibt sie die Geschehnisse und Handlungen aus dem alltäglichen Leben der Jäger. Ein weiteres Relikt aus dieser Zeit sind die Brüche, mit denen der Jäger z. B. vor allem heute noch nach dem Schuss mit einem Zweig im Wildäser (Maul) seinen Respekt vor dem erlegten Stück bekundet.

Im Mittelalter erklärten die mitteleuropäischen Feudalherren schließlich einen großen Teil des Waldes zu so genannten Bannforsten. Aus dieser Zeit stammt auch die Unterscheidung zwischen Hoch und Niederwild. Sie differenziert nicht etwa nach der Größe des Wildes, sondern vielmehr nach Arten, die dem Hohen Adel vorbehalten war. Dazu zählen u.a. Rotwild, Damwild und Schwarzwild, Gams und Auerwild. Dem gegenüber steht das Niederwild, zu dem u.a. auch das Rehwild zählt. Niederwild durfte vom Niederen Adel bejagt werden.

Mit Erfindung des Schießpulvers von dem englische Franziskaner Roger Bacon (1212 bis 1294) und endgültig dann im14. Jhdrt., Schwarzpulver von Berthold Schwarz (Bertholdus Niger), Paris änderten sich die Jagdmethoden dramatisch. In den Bannforsten hatten nur die Könige privilegiertes Jagdrecht, während die Verwaltung den Förstern oblag. Durch die übertriebene Jagdleidenschaft mancher Landesfürsten entstanden den Bauern auf ihren Feldern und Äckern große Schäden, weil Saat und Ernte zerstört waren. Zudem gab es für das einfache Volk in Notzeiten und langen harten Wintern keine Möglichkeit der Nahrungsmitttelbeschaffung im Wald. Diese angespannte Situation eskalierte und wurde zum politischen Sprengstoff, so dass Anfang des 16. Jhdrt. der Bauernkrieg ausbrach.

Mit der Revolution von 1848 änderten sich fast alle bisherigen Regelungen, in dem die Jagd nun an Grund und Boden gebunden war, und Mindestflächen vorgeschrieben wurden. Jedermann durfte nun auf seinem Grund und Boden jagen. Als Vorläufer zu unserem heutigen Jagdschein wurden nun von den Behörden so genannte Jagdkarten ausgegeben. Da nun die Jagdflächen im Besitz von Grundeigentümern standen, schlossen sich diese zu Jagdgenossenschaften zusammen. 1934 wurden im Reichsjagdgesetz gesetzliche Regelungen beschlossen. Danach war es z.B. von nun an der Schrotschuss auf Rehwild verboten. Es wurden Abschusspläne vergeben, Schalenwildbewirtschaftung kam zum Beschluss, und die Jäger mussten sich von nun an mit einer Jägerprüfung qualifizieren. Mit dieser Prüfung verpflichteten sie sich zur „Hege und Pflege“ der Wildbestände im eigenen Revier.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Jagdwaffen zwangseingezogen. Einzig und allein die Besatzungssoldaten jagten im Sinne einer Freizeitbeschäftigung. Egal, ob mit Handgranaten oder Maschinenpistolen, die Reviere wurden leergeschossen.

Wie schon im Mittelalter sah man in der Wilderei die einzigste Möglichkeit, der Hungersnot entgegentreten zu können. Der amerikanische Gouverneur Lucius D. Clay griff mit ordnender Hand ein und regelte das Jagdwesen neu. Nach anfänglichen Bedenken wurde 1949 in Bad Dürkheim der Deutsche Jagd- Verband gegründet und am 1.April 1953 als Bundesjagdgesetz in Form eines Rahmengesetzes verabschiedet. Ausführungen und Ergänzungen sind von nun an Ländersache. Heute werden Jagdinteressen nicht nur national, sondern im Europarat international durch die FACE vertreten.